Asthmawarnhund

Ein Asthmawarnhund ist ein Assistenzhund, der einen Asthmatiker vor schweren Asthmaanfällen warnt und ihm somit die Möglichkeit gibt, frühzeitig das Medikament zu nehmen, bevor der Anfall lebensbedrohlich werden kann. Asthmawarnhunde können Leben retten und die Gefahren von schweren Anfällen für Asthmatiker verringern.

Asthmawarnhunde werden sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene ausgebildet, vorwiegend in Selbstausbildung.

Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum ist die erste Organisation, die in Deutschland Asthmawarnhunde ausbildet.

Aufgaben eines Asthmawarnhundes

Die Hauptaufgabe eines Asthmawarnhundes besteht in dem frühzeitigen Warnen vor einem lebensbedrohlichen Asthmaanfall. Der Warnhund bemerkt einen schweren Asthmaanfall kurz bevor er passiert und zeigt seinem Partner den drohenden Anfall durch stupsen oder Pfote auflegen an. Die Art, wie der Asthmawarnhund einen drohenden Anfall anzeigt, ist bereits angeboren und muss nicht erst trainiert werden. Im Training wird diese natürliche Fähigkeit gefördert.

Zusätzlich kann der Asthmawarnhund bei Bedarf lernen das Asthmaspray zu bringen und Hilfe zu alarmieren. Über ein Notfalltelefon kann der Asthmawarnhund auch bei alleinlebenden Asthmatikern in einem Notfall Hilfe verständigen.

Die Fähigkeit zu warnen, bevor ein lebensbedrohliches Ereignis akut wird, kann ein Hund nicht erlernen. Entweder er besitzt diese Sensibilität für ein drohendes Ereignis oder nicht. Deshalb ist die Auswahl des richtigen Hundes, der über diese angeborene Fähigkeit verfügt, entscheidend. Nicht jeder Hund kann lebensbedrohliche Asthmaanfälle im Voraus erkennen.

Ein Hund muss als Asthmawarnhund geboren werden, man kann ihn nicht zum Asthmawarnhund machen!

Asthmawarnhunde müssen einen lebensbedrohlichen Asthmaanfall von sich aus im Vorfeld merken wollen und ihren Partner darauf aufmerksam machen wollen. Der Asthmawarnhund muss von sich aus agieren und bei dem Warnen nicht nur auf Kommandos reagieren. Dies stellt die Besonderheit und Schwierigkeit der Warnhunde dar. Möchte ein Hund den Asthmatiker nicht auf den drohenden Anfall aufmerksam machen, wird er es nicht machen. Verfügt er nicht über die Fähigkeit lebensbedrohliche Anfälle im Voraus erkennen zu können, wird er diese nie anzeigen. Das zuverlässige Warnen im Vorfeld ist durch den Trainer oder Asthmatiker kaum zu beeinflussen und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie der Fähigkeit des Hundes, der Bindung und der Reaktion des Asthmatikers.

Während der Ausbildung im Schweizerischen Assistenzhunde-Zentrum hilft der qualifizierte Assistenzhundtrainer dem Team, das zuverlässige Warnen zu fördern, zu erhalten und Fehler zu vermeiden, damit sich der Asthmatiker auf seinen Asthmawarnhund verlassen kann. Dem Schweizerischen Assistenzhunde-Zentrum ist es besonders wichtig, dass sich Asthmatiker darauf verlassen können, dass ihre Asthmawarnhunde wirklich zuverlässig warnen.

Voraussetzungen für einen Asthmawarnhund

  • Sie oder Ihr Kind leiden unter schweren Asthmaanfällen, die Ihr behandelnder Arzt als Schwerbehinderung einstuft.
  • Hunde sind nicht die Auslöser für Ihre Asthmaanfälle.
  • Das Leben ist durch die Erkrankung eingeschränkt und Sie versprechen sich durch einen Asthmawarnhund eine Verbesserung für Ihre Sicherheit und Lebensqualität.
  • Der Asthmatiker sollte bereit sein auf jedes Warnen des Hundes zu reagieren und jedes Mal Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wenn der Hund warnt.
  • Der Asthmatiker ist bereit und fähig eine enge Bindung zum Asthmawarnhund aufzubauen und zu erhalten. Der Asthmawarnhund muss die engste Bindung an den Asthmatiker haben, damit er weiß, auf wen er aufpassen soll. Alle anderen Familienmitglieder müssen ihre Interaktion mit dem Asthmawarnhund einschränken, um die Zuverlässigkeit des Warnens des Hundes nicht zu gefährden.
  • Der Asthmatiker ist 24 Stunden mit dem Asthmawarnhund zusammen. Der Asthmatiker hält sich immer in der Nähe des Asthmawarnhundes auf, damit der Hund ihm helfen kann.
  • Der Asthmawarnhund ist der einzige Hund im Haushalt, damit andere Hunde ihn nicht von seiner Arbeit ablenken. Andere Tiere, Katzen usw. im Haushalt stellen kein Problem dar.
  • Falls der Asthmawarnhund für ein Kind ausgebildet wird, ist der Asthmawarnhund nicht nur Ihr Wunsch als Eltern, sondern Ihr Kind möchte selber gerne einen Asthmawarnhund und hierfür wirklich die tägliche extra Arbeit aufwenden. Ihr Kind sollte mindestens 6 Jahre alt sein, in Einzelfällen ist ein Mindestalter von 4 Jahren in Absprache mit dem Assistenzhundtrainer vor Ort möglich.

Wissenschaftliche Studien zu Asthmawarnhunden

2014 gelang dem Forscherteam des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums herauszufinden, was Hunde bemerken, wenn sie vor lebensbedrohlichen Asthmaanfällen warnen. Die Ergebnisse zeigen, dass Hunde warnen, weil sie eine reduzierte Sauerstoffsättigung wahrnehmen.

In einer sieben Jahre andauernden Verhaltensstudie fanden die Forscher heraus, dass alle Hunde nicht nur auf Unterzuckerungen und Überzuckerungen gleich reagierten, sondern ebenfalls auf fokale epileptische Anfälle, Migräneanfälle und lebensgefährliche Asthmaanfälle. An der Studie nahmen über 1000 Hunde in einem Alter zwischen drei Wochen und sieben Jahren teil, die über eine angeborene Fähigkeit verfügten zu warnen ohne Training erhalten zu haben. Das Warnen der Hunde zeigte sich durch stupsen an Hand, Ohr, Bein und Mund, lecken an Hand und Mund und Pfote auflegen und war bei allen Erkrankungen identisch. Hunde, die Unterzuckerungen anzeigten, warnten ebenfalls auf die selbe Art vor Migräneanfällen und fokale Anfällen im Vorfeld. Diese Beobachtung legte nahe, dass Hunde bei allen Erkrankungen, dasselbe bemerkten.

Zwischen Mai 2013 und Februar 2014 führte das Team des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums eine Studie mit 24 Teilnehmern und vierzehn Hunden durch. An der Studie nahmen sieben Typ 1 Diabetiker, ein Typ 2 Diabetiker, zwei Epileptiker mit fokalen Anfällen, ein Asthmatiker und ein Migräniker, sowie 12 gesunde Probanden teil, im Alter zwischen zehn und 63 Jahren. Alle vierzehn Hunde verfügten nachweislich über die angeborene Fähigkeit zu warnen und zeigten sowohl bei ihnen bekannten, als auch fremden Studienteilnehmern an. Unter den Hunden waren zwei Mischlinge, sieben Langhaar Collies, vier Lollies und ein Großpudel. Jeder Studienteilnehmer wurde über mehrere Tage mit verschiedenen Hunden beobachtet, wobei sich jedoch immer nur ein Hund gleichzeitig im selben Raum befand. Während dieser Zeit trugen alle Studienteilnehmer ein Puls Oximeter am Finger, das den SpO2 Wert des Studienteilnehmers dauerhaft bestimmte. Die Diabetiker maßen in kurzen Abständen den Blutzucker. Zu Beginn wurde von jedem Teilnehmer der normale SpO2 Wert bestimmt, während bei Diabetikern der Blutzucker optimal war und Epileptiker, Migräniker und Asthmatiker keinen drohenden Anfall hatten.

Bei den gesunden Studienteilnehmern warnte, während der gesamten Studie, keiner der Hunde und der SpO2 Wert veränderte sich nicht. Bei allen Diabetikern sank der SpO2 Wert um mindestens drei Einheiten gegenüber ihrem individuellen Normalwert, jedes Mal, wenn der Blutzucker in eine drohende Unterzuckerung sank oder drohende Überzuckerung stieg. Bei den Epileptikern sank der SpO2 Wert signifikant kurz vor einem fokalen Anfall. Bei dem Asthmatiker und Migräniker sank der SpO2 Wert ebenfalls kurz vor einem Anfall. Jedes Mal, wenn das Puls Oximeter das Sinken des SpO2 Wertes um drei bis vier Einheiten anzeigte, stand der Hund auf, ging zu dem Probanden und zeigte typisches Warnverhalten durch stupsen, lecken oder Pfote auflegen. Bei den Diabetikern sank der SpO2 Wert weiter bei Unterzuckerungen, bis um acht Einheiten, wenn der Diabetiker nach dem Warnen des Hundes nur verzögert Kohlenhydrate zu sich nahm, bis auf SpO2 91. Bei einem langsamen Sinken des Blutzuckers in eine Unterzuckerung trat abwechselnd mit normalen Werten mehrmals eine verringerte Sauerstoffsättigung auf, bis zur Hypoglykämie. Ebenfalls sank der SpO2 Wert weiter bei fokalen Anfällen und lebensbedrohlichen Asthmaanfällen, nachdem er in einigen Fällen kurzzeitig anstieg, um dann wieder zu sinken und normalisierte sich erst wieder, wenn der Blutzucker stabil war oder die Anfälle vorüber waren. Die Hunde warnten so lange, bis der SpO2 Wert wieder im Normbereich lag. Keiner der Hunde warnte, wenn der SpO2 Wert nicht um mindes-tens drei Einheiten sank.

Die Forscher kamen zu der Erkenntnis, dass die Hunde eine sinkende Sauerstoffsättigung wahr-nehmen und diese verantwortlich ist, für das Warnen der Hunde. Durch eine sinkende Sauer-stoffsättigung verändert sich die Atemgeschwindigkeit minimal und unmerklich für Menschen. Die Forscher gehen davon aus, dass Hunde die gering veränderte Atemgeschwindigkeit hören, da alle Warnhunde, bevor sie warnen deutliche Ohrenbewegungen zeigen, um ein Geräusch zu lokalisieren, bevor sie zu dem Betroffenen gehen.